alte und neu entdeckte Aufträge
1948: Reichsbahndirektion Hannover , heute denkmalgeschützt , zwei große Wandbilder im Vorraum des Geschäftsgebäudes heute ein großes Hotel
1940 : Eberswalde – Institut für Forstliche Arbeitswissenschaft – Wandgemälde im Vorraum
1949 : Leinhausen , Fuhsestr. , Hochbunker , Winkelturm , Reichsbahnausbesserungswerk , Wandbilder————————
Die Malerin Hildegund von Cosel – Michel ist Zeitzeugin fast eines Jahrhunderts, hat zwei Weltkriege erlebt, danach fünfzig Friedensjahre und die Jahrtausendwende. Sie war eine Malerin für Bilder und Wandgestaltungen in ganz Deutschland (geb. 10. April 1908 in Hannover – gest. 28.September 2002 in München).
Eine künstlerische Laufbahn war von Anfang an vorgezeichnet. Sie wuchs in Hannover auf als zweite Tochter des Professors der Architektur und Akustik Eugen Michel und der künstlerisch ausgebildeten Mutter Käthe Becher in einer Familie, die in Wissenschaft und Kunst einen traditionsreichen Namen hatte. Schon mit 10 Jahren entschied sie sich dafür, Malerin zu werden.
Hildegund v.Cosel-Michel begann ihr Studium 1924 sehr jung mit 16 Jahren in der Kunstgewerbeschule in Hannover bei Prof. Fritz Burger-Mühlfeld (1882 – 1969) in angewandter und freier Graphik und K. Dröge in Druck, Schrift, Perspektive und Kunstgeschichte. Nach einem sehr guten Abschluss setzte sie ihre Ausbildung in Berlin 1928 bei den Vereinigten Staatsschulen in der Akademie für freie Künste am Steinplatz bei Prof. Emil Orlik (1870 – 1932) und Prof. Fischer fort. Ihre Neigung zur Wandmalerei und –gestaltung führte sie ins Atelier Martin Bloch-Kerschbaumer, Mitglieder des „Brücke-Kreises“, wo sie über zwei Semester lang von Prof. Karl Schmidt-Rottluff unterrichtet wurde. Selbst aus dem Exil behielt Emil Bloch (1883 – 1954) und später auch seine Frau den persönlichen Kontakt mit ihr. Unter ihren Lehrern ist wohl Prof. Karl Schmidt-Rottluff ( 1884 – 1976) heute am bekanntesten; sie stand noch lange nach ihrer Ausbildung mit ihm in Briefkontakt.
An der Universität Münster arbeitete sie von 1932 bis 1934 mit Prof. Karl Lehmann-Hartleben ( 1894 – 1960) und erstellte wissenschaftliche Zeichnungen in Pompeji für dessen archäologische Forschungen für sein geplantes Buch.
Hildegund Michel lebte und arbeitete von Berlin und Hannover aus in ganz Deutschland. Es kamen Aufträge für Portraitzeichnungen, Zeitschriften und Bilder. Als ausgebildete Wandgestalterin arbeitete (malte) sie für Privathäuser, in Schlössern und Kirchen, öffentlichen Gebäuden und Schulen in verschiedenen Techniken. Unter anderem arbeitete sie mit der renommierten Weberin Müller-Vogeler in Worpswede zusammen.
Der letzte Auftrag vor Kriegsende war 1943 ein großes Wandbild im Hauptpostamt in Königsberg.
1943 heiratete sie den Flugzeugingenieur Dietrich von Cosel und ein Jahr später kam ihre Tochter auf die Welt. Über sie zeichnete sie zwei Kinderbücher, die auch die Flucht nach Hannover dokumentieren. In Hannover arbeitete sie wieder mit den Ministerien und Behörden zusammen…
Reisen war ihre Passion. So führten sie Ihre Studienreisen durch ganz Europa. Vor dem Krieg reiste sie auf einem Frachtschiff bis Südamerika. Ihre Ziele waren Island, Spanien, Griechenland und die Provence, aber auch in Russland, der Türkei, Israel und Ägypten beobachtet sie in ihren unzähligen Skizzenbüchern die Welt und ihre Bewohner. Viele Reiseeindrücke blieben Skizzen, andere wurden ausgearbeitet und umgestaltet. Mit 80 Jahren entdeckte sie noch die USA, den Grand Canyon und das verrückte Las Vegas. Mit 88 Jahren schloß sie sich einer Kunsthistorischen Bustour quer über Sizilien an.
Wichtige Freunde waren u.a. der Bühnenschauspieler in Erfurt und Prag Albert Johannes ( 1897 – 1983) und der Pastor Klaus Sander von der Kreuzkirche (Schloß- und Stadtkirche St. Crusis) Hannover, früherer Vertreter der deutschen evangelischen Kirche in Rom. Er kam als Freund zur Familie in seiner Zeit als Studentenpfarrer. Die Gespräche mit ihm hatten großen Einfluss auf die religiösen Arbeiten der Künstlerin.
Aus den Pressestimmen
Aus einer Rede : “ ….da ist nichts „irgendwie“ – Mit Intelligenz und großem Mut sind die Blätter des Zyklus meisterhaft gestaltet. Es ist Courage in diesem Werk ! Realistisch, aber nicht polemisch wird dem Kunstfreund die Ausstellung zum Erlebnis“
Aus einer Rede: Der Kunstpädagoge und Bauhausschüler Creutzfeldt formulierte wie folgt: „Selten sieht man ein so geschlossenes Werk wie dies hier, das von derart tiefem Empfinden und Erkennen getragen wird“.
HAZ Hannover 15.11.1971 „ ….“Der Mensch und sein Tod“ stellt sich dort in großformatigen schwarz-weißen Tuschzeichnungen dar, „Eindrücke und Erlebnisse von Katastrophen des Lebens“ sind zu linearen Kompositionen mit expressionistischen Zügen geworden, die jede für sich Mahnmal sein wollen“.
Harzburger Zeitung 11.Nov. 1977 “ Ein geschlossenes Werk wie selten – …..dass sie hervorragend die Kunst der Bildkomposition beherrscht, offenbart sich in den gezeigten grafischen Blättern. Hildegund v.Cosel-Michels künstlerische Meisterschaft erweist sich in der Findung und Lösung gegenwartsnaher Themen. Sie kann treffend formulieren und jedes ihrer gezeichneten Blätter überzeugt den kunstinteressierten Besucher. Wenn man bedenkt, daß die Künstlerin sich vom Bildgegenstand her eine weise Beschränkung auferlegen muß, weiß man auch um die Schwierigkeiten zur Lösung der gewählten Aufgabe. Man sieht selten so ein geschlossenes Werk wie dieses hier, das von einem tiefen menschlichen Empfinden und Erkennen getragen ist. Die Bilder stimmen nachdenklich. Sie sind mutig und von einer zupackenden Offenheit, in einer Zeit, in der der Mensch bisweilen sich um wichtige Entscheidungen herumdrücken will“.
Oldie Hannover Das Senioren Magazin 01/2000 “ …. Ernsthaftes und Kurioses hält sie auch heute noch im 92sten Lebensjahr in ihrem stets mitgeführten Skizzenbuch fest…..Eindrucksvoll ist immer wieder die breite Palette des Schaffens. Da steht das situative Erfassen eines Augenblicks neben des konzentrierten und stringenten Komposition, daneben wiederum ein Rausch von Farben und Formen….“
Christuskirche Hannover Sonnenburg 2008 „….die Ausstellung lädt nicht nur zur Begegnung mit einer wichtigen hannoverschen Künstlerin des 20. Jahrhunderts ein, sondern auch zum Nachdenken über den Tod, zum persönlichen und auch gesellschaftlichen „memento mori“.
Auszug einer Rede „…neben vielen öffentlichen Aufträgen malte sie für die Lutherkirche das große Bild „Lasset die Kindlein zu mir kommen“,…. Ein Großteil ihrer Bilder beschäftigt sich mit alt- und neutestamentlichen Themen. Die Bilder legen ein Zeugnis darüber ab, wie sehr sie sich mit der Bibel auseinandergesetzt haben muß und wie vertraut sie ihr geworden war, um im Ergebnis zu den Bildern gelangt zu sein.
Aus einem privaten Gespräche :
„….toll gestaltetes Plakat in Schwarzweiß!“
„…der benannte Zyklus ist genau in dieser Manier gehalten!“
„….In dieser klaren Schlichtheit und Konzentration bleibt viel Platz für die eigene Fantasie und die eigene Besinnung!“
„… Das Motiv stammt aus dem gleichnamigen Bilderzyklus der Künstlerin“
Ausstellungen
Es folgten Einzelausstellungen
von 1971 – 2015
1971 Hannover Neustädter Hof-und Stadtkirche |
1994 München „Haus der Begegnung“ |
1973 Berlin Atrium i. Haus der Kirche | 1996 Murnau Christuskirche |
1975 Köln evangelischer Stadtkirchenverband | 1998 Hannover Christuskirche |
1977 Bad Harzburg Haus der Kirche | 2003 München Erlöserkirche Gedächtnisausstellung |
1988 Hannover Gedok | 2008 Hannover Christuskirche |
1988 Hannover Christuskirche | 2009 Hannover Birkenhof Wohnstift Bethel |
ca. 1990 Hannover Eilenriedestift |
2015 Hannover JohanniterstiftungRicklingen |
Malunterricht und Seminarleitungen in Berlin, Hannover, Völksen, München, im eigenen Atelier und in Frankreich (Provence)
Mitglied: bei der Gedok (Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen) und dem BBK (Bund bildender Künstlerinnen und Künstler) in Hannover
Illustrationen in Büchern und Zeitschriften „Europäische Begegnung“, „Mercedes – Festzeitschrift“, „Radmarkt“ und vor dem Krieg viele andere in Berlin
Eine Auswahl der öffentlichen Aufträge:
1935 Schloß in Mecklenburg Gubkow |
1936 Generalkommando |
1943 Königsberg Wandbild „Alt Königsberg“ ca. 5 m x 2 m im Telegraphenpostamtes Postamt I |
1947 Treuzinger Büromaschinen Wandfries: Entwicklung von Schrift- und Papiertechnik durch die Jahrhunderte (Steinzeit bis zum modernen Büro) |
1947 Michaeliskirche Letter bei Hannover „Ein Totenmal“ ca. 1 m x 1.30 m |
1951 Schutzpolizei Hannover, Möckernstraße, Deckenmalerei |
1951 Überseefunkstation „Üfest“ Aufenthaltsraum – Lüchow |
1952 Aufenthaltsraum Hauptbahnhof Hannover Künstlerische Wandkonstruktionen |
1952 Staatshochbauamt I. Neubau des Eichamtes Hannover |
1955 Franziusinstitut der Universität Hannover Malerei auf Kirschbaumfurnier |
1957 Staatshochbauamt III. Schule in Völksen |
1960 Polizeidirektion Hannover Dezernat 01 12. Revier Herrschelstraße |
1965 Wasserwirtschaftsamt Aurich am Schöpfwerk Accumersiel Versunkene Landschaften an der Nordseeküste |
1965 ehemalige Flak-Kaserne General-Wever-Straße, Hannover-Bothfeld Unteroffizier-Speisesaal – Patentmalerei auf Platten – Gebäude der Stadt Hannover in der Vergangenheit und Gegenwart |
1966 Allertal Ost -Rasthaus -Autobahn, Emaille-Platten aus eigenerWerkstatt |
1969 Heeresoffiziersschule Hannover – im Casinosaal – Wandteppich – Entwurf und Planung (gewebt von der Weberin B.Müller-Vogeler in Worpswede) |
Bilderliste
Wandteppich Offizierskasino Boelke Langenhagen (Müller-Vogeler) | Die Raben (Kampf um den Knochen) |
Kreislauf Natur und Technik | Der Tiefenpsychologe |
Kampf um den Lorbeerkranz | Katzenmusik (Konzerterfahrung) |
Traumgespenst | Israel (Jerusalem) |
Zum Idol | Spindeltreppe Schloß Ahorn |
Moskau | Bilder der Bibel |
Herrenhäuser Gärten | Musikbilder |
Demonstration | Landschaften |
Krieg im Kosovo | Blumenbilder |
Masken der Völker | Das bin I…. Selbstportrait |
Die Modepuppe | und viele andere. . . . . . . |